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Thema: Blockchain
Autorin: Sabine Stoll
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Digitale Währungen mit ihren rasanten Kurswechseln sind ebenso in aller Munde wie die scheinbar unendlichen Möglichkeiten der Blockchain. Doch kann man mit der Blockchain auch Marketing machen? Und wenn ja – wie sollte das überhaupt funktionieren?
Zunächst einmal eine Begriffsklärung und gleichzeitige Abgrenzung. Denn Bitcoin hat mit Blockchain nur begrenzt zu tun. Bitcoin ist das wohl bekannteste digitale Zahlungsmittel: eine sogenannte Kryptowährung und damit nur eine unter vielen. Sehr vielen mittlerweile. Grundlage von Bitcoin ist das dezentrale Buchungssystem.
Was ist die Blockchain?
Eine Blockchain ist eine Liste von Datensätzen, oder eben Blöcken. Diese sind mittels kryptografischer Verfahren miteinander verkettet. Die einzelnen Blöcke enthalten jeweils unter anderem einen Zeitstempel und Transaktionsdaten. Der Bitcoin gehört zu den ersten Anwendungen der Blockchain-Technologie. Das Spannende an der Blockchain ist, dass damit sichere Transaktionen möglich werden, ohne, dass es eine Drittpartei gibt – wie eine Bank oder einen anderen grossen Anbieter. Denn die Blockchain ist eine Art öffentliche Datenbank, die auf verschiedensten Computern verteilt ist.
Das Institut for Digital Business der HWZ erklärt das so: »Wenn wir von Blockchain sprechen, befinden wir uns in einem dezentralen System, das Distributed Ledger Technologie genannt wird (verteilte Datenbank). Man kann sich das als verteiltes Kassenbuch auf tausenden Computern auf der ganzen Welt vorstellen, das für alle sichtbar und fehlerresistent ist. Bei einer Transaktion registrieren es also alle Computer.»
Deshalb ist die Blockchain-Technologie praktisch
Für Laien ist die Blockchain-Technologie nicht einfach zu verstehen. Wichtig zu wissen ist hier, ohne weiter ins (technische) Detail zu gehen: mit Blockchain lassen sich unabhängige Systeme schaffen, die nicht bis schwer von aussen kontrolliert werden können. Die Kontrolle einer Blockchain über den Marktführer oder einen Staat ist also so gut wie unmöglich.
Die Blockchain ist dezentral auf verschiedenen Computern verteilt und vollständig transparent. Denn: die Historie aller Transaktionen wird in der Blockchain gespeichert. Das hat zur Folge, dass Daten nicht unbemerkt verändert werden können, das System ist also unbestechlich. Grundsätzlich ist ein Blockchain-System auch offen und bietet kaum Zugangsbeschränkungen. Viele Blockchains sind übrigens Open Source und werden somit kollektiv erstellt und weiterentwickelt.
Blockchain Marketing
Viele Szenarien von Blockchain Marketing beruhen darauf, dass der Weg und die Herstellung von Produkten genau verfolgt werden können. Die Produkte bzw. deren Bestandteile und Rohstoffe, die für die Fertigung benötigt werden, erhalten eine eigene und fälschungssichere digitale Identität. «[…] jedes Produkt, aber auch jeder Service oder jeder Prozess [erhalten] eine individuelle und fälschungssichere Identität. Hinzu kommt, dass jedes Produkt ein digitales Abbild seiner selbst erhält.», schreiben Jessica Scherf und Lutz Becker vom Frankfurt School Blockchain Center dazu.
Für den Einsatz der Blockchain-Technologie im Marketing gibt es verschiedene Szenarien. Wir halten fest: die Blockchain ist ein sicheres und unbestechliches System. Die ideale Basis, um Vertrauen und Transparenz gegenüber den Konsumentinnen und Konsumenten aufzubauen. Die Blockchain kann in die Wertschöpfungskette eines Produkts integriert werden. So können die Käuferinnen und Käufer detaillierte Informationen über die Herkunft und Herstellung des Produkts abrufen. Zum Beispiel über Herkunftsland, verwendete Rohstoffe, Fair-Trade-Standards usw. Solche Informationen können beispielsweise über den Barcode oder eine App von den Kundinnen und Kunden abgerufen werden.
Eine weitere Idee ist die eines digitalen Abbilds, dem Digital Twin, mit dem die Konsumentinnen und Konsumenten kommunizieren. Damit wird ein weiterer Kommunikationskanal zur Zielgruppe geöffnet, der einen höheren Datenschutzstandard erlaubt, da jeweils nur mit dem Abbild kommuniziert wird. So kann Produktfeedback gegeben werden oder personalisierte Werbung gezeigt werden.
Die Blockchain ist eine Herausforderung für das Marketing
Der geschilderte Use Case zeigt gut die Möglichkeiten auf – offenbart aber auch die Schwächen. Die Integration einer Blockchain in die Supply Chain ist aufwändig und teuer. Zudem müssen die Informationen für die Kundinnen und Kunden so aufbereitet werden, dass diese auch relevant sind und tatsächlich ihren Zweck erfüllen – also das Vertrauen in das Produkt stärken. Damit die Blockchain funktioniert, muss im Zweifel nicht nur das Unternehmen selbst, sondern auch Zulieferer und Partnerunternehmen mitmachen, was den Aufwand wiederum vergrössert.
Insgesamt steht Blockchain Marketing sicherlich noch am Anfang, hat aus meiner Sicht aufgrund seiner vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten allerdings grosses Potential. Gerade für die Problemfelder Vertrauen, Sicherheit und Datenschutz, die einen immer wichtigeren Stellenwert in im Unternehmen-Konsumenten-Verhältnis einnehmen, können so passende Lösungen angeboten werden.
In den meisten Szenarien haben die Kundinnen und Kunden keinen direkten Kontakt zur Blockchain, sondern profitieren vielmehr von den Informationen, die dank dieser Technologie zur Verfügung stehen. Das Marketing hat also die Aufgabe, solche Technologien zu prüfen, sinnvoll zu implementieren und dann die Informationen zielgruppengerecht und adäquat aufzubereiten.
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